Teilnehmer:

Anästhesie: Dr. Johann(„Hannes“)Lang, Kösching/Bayern, Elke te Vrügt, Stadtlohn

Technik: Tobias Ostendarp/Elektrik, Stadtlohn, Thorsten Huhn/Wasser (und OP-Helfer), Vreden

Plastische Chirurgie: Dr.Moses Baliraine, Kamuli/Uganda, Claudia Gewers,Stadtlohn/Vreden

Plastischer Chirurg und Teamleiter: Dr.Arnulf Lehmköster, Stadtlohn/Vreden

Zwischenbilanz

Zum 20.ten Mal ging es für die Sektion Vreden nach Rwanda, zum 17.Mal war Murunda unser Ziel. Das von uns finanzierte Chirurgie-Gebäude wird extrem angenommen; dass es „Gebrauchsspuren“ zeigt, kann nicht ausbleiben. Danke nochmals den vielen Spendern: unseren treuen Privatspendern, dem deutschen BMZ, dem Bistum Münster, „Bild Hilft“…

Das Team war gut zusammengestellt, ausschließlich sehr erfahrene Kräfte waren mit, sodass wieder in hohem Maße Vermittlung von Wissen und technischen Fertigkeiten betrieben werden konnte. Unerfahrene junge Menschen aus Deutschland mitzunehmen, davon habe ich mich längst verabschiedet. Dafür war mein chirurgischer Assistent ein afrikanischer Kollege aus Uganda, mit dem ich seit Jahren in Kamuli zusammenarbeite. Eine Bachelor-Nurse Anästhesie, Francine, die ich aus früheren Einsätzen in Murunda kenne, die jetzt woanders in RW arbeitet, war extra angereist und arbeitete hervorragend mit Elke und Hannes zusammen.

Überhaupt war es ein harmonisches Zusammenarbeiten: die beiden heimischen chirurgischen Assistenzärzte Dr. Bosko und Dr.Theophil waren sowohl abends zur Abschlussvisite, als auch in den Sprechstunden und frühmorgens im OP präsent, hellwach und lernbegierig. Eine Selbstverständlichkeit? Ich habs in Afrika auch anders erlebt…

Dabei erwies sich Moses, der schon deutlich weiter in der Ausbildung ist als Bosko und Theo, als idealer Lehrer. Für mich eine große Freude zu sehen, wie einer meiner Schüler in Afrika schon selbst als Lehrer auftritt. Ich hoffe, sie verstehen, dass Afrika nur so weiterkommen wird.

Und das Interplast-Team? Abends um 10 lag jeder in den Federn (nein, im Bett; Federn braucht´s in den Tropen nicht) und morgens um 6 wieder hellwach. Danke Euch auch dafür!

Für das Essen in unserem Gästehaus sorgte wieder Francois, der Koch des Pfarrhauses. Unglaublich, welch leckeres und vielfältiges Essen er mit einfachsten Mitteln in seiner schlichten Küche für uns jeden Tag bereitete. Murakose Francois!

Über 30 Patienten – über die Hälfte davon Kinder und Jugendliche – konnten wir operieren, es waren insgesamt über 50 Eingriffe. Im Vordergrund standen wieder die chronischen kindlichen Osteitiden(Knocheneiterungen), Verbrennungskontrakturen, chronische Wunden, Tumoren der Körperoberfläche. Den Steri haben unsere beiden Techniker wieder in Gang gebracht – die technischen Voraussetzungen in RW sind weiterhin schwierig -, Op-Licht, Röntgen, Op-Tisch… es funktionierte, sodass wir gleich am Montag mit Operationen in unserem schönen neuen OP begannen. Den zweiten, identisch eingerichteten OP nutzen übrigens unsere afrikanischen Kollegen, die Geburtshilfe ist jetzt in die obere Etage unseres Gebäudes eingezogen. Unser Anästhesie-Team – Hannes, Elke, Francine – meisterte die Einschränkungen, die die Anästhesie-Einrichtung aufwies, großartig!

9 OP-Tage. Von Samstagmittag bis Sonntagnachmittag verbrachten wir die Zeit am Kivu-See. Leckeres Fischessen, Bootsfahrt, Wanderung durch Tee-und Kaffee-Plantagen – der privat verbrachte Tag verging schnell!

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Einen Tag am Ende unseres Einsatzes nutze ich für Gespräche:

Zunächst mit dem neuen Bischof der Diozöse Nyundo, Anaclet. Ich hoffe, dass wir in Zukunft mehr Geinsamkeiten in der Beurteilung der Situation im Murunda-Hospital finden werden.

Der jetzige deutsche Botschafter in Kigali, Herr Dr. P.Woeste, dessen Frau Ärztin ist, zeigte sich unserem Projekt gegenüber als sehr aufgeschlossen.

Im Gesundheitsministerium fand ich in Herrn „Minister of State“ Dr. Patrick Ndimubanzi einen ebenfalls kompetenten Gesprächspartner: das Problem der kindlichen Knocheneiterungen – er ist selbst Kinderarzt – interessierte ihn sehr. Auffallend allerdings, dass er offenbar für jede Initiative einen ausländischen Förderer braucht. Ich habe ihm gesagt, ein neues Hochhaus in Kigali weniger würde dieses Problem von der finanziellen Seite sicher lösen… Ich habe ihm deutlich gemacht, dass aus meiner Sicht viel mehr für die ländlichen Regionen des Landes getan werden muss. Nur so könne auch das riesige Problem der personellen Fluktuation /“Landflucht“ gebessert werden.

Das berühmte Genozid-Museum in Kigali hinterlies wieder tief bewegende Eindrücke.

Wie fällt sie nun aus, die „Zwischenbilanz“ für unser Murunda-Projekt?

Das Chirurgie-Gebäude wird stark genutzt, damit sind die Gelder gut angelegt. Für weitere Investitionen – z.B. eine hochwertige Blitzschutzanlage – sind die Gelder schon angespart bzw. vom BMZ zugesagt.

Optimistisch betrachtet verbessert sich auf örtlicher Seite die personelle Situation. Die beiden jetzigen chirurgischen Ass.-Ärzte habe 5-Jahres-Verträge.

Die Haustechnik im Murunda-Krankenhaus liegt noch sehr im Argen, sodass wir auch in Zukunft auf die Mitnahme eigener Techniker angewiesen sein werden.

Unsere regelmäßigen Einsätze führen uns Patienten auf unserem Spezialgebiet aus ganz Rwanda zu.

Der Lehr-Effekt unserer Einsätze ist hoch.

Viele Patienten profitieren z.T. dramatisch von unseren Operationen.

Eigeninitiative muss im Lande wachsen.

Die Ungleichbehandlung zwischen Hauptstadt und ländlichen Regionen stellt ein großes Problem dar. Zumindest der Gesundheitsminister hat dieser meiner Einschätzung zugestimmt.

Vreden, den 26.11.2018

Dr.Arnulf Lehmköster

Interplast-Germany e.V., Leiter Sektion Vreden