Teilnehmer:

Paul Reinhold, Ann-Kristin Reinhold, Anästhesie

Tobias Ostendarp, Thorsten Huhn, Techniker

Petra Wansing, OP-Schwester

Julia Hofmann, Arnulf Lehmköster, Plastische Chirurgie /Einsatzleiter

 

Zum letzten Mal für dieses Jahr hieß es wieder Packen der Einsatzmaterialien und schließlich Start in den frühen Morgenstunden. BrusselAir brachte uns wieder zuverlässig ans Ziel nach Kigali, wieder mit kostenlosem Freigepäck. Herzlichen Dank dafür, denn das ist heute alles andere als normal. Und die Straße nach Murunda ist fertiggestellt (Chinesen!), nicht nur eine 2-stündige Zeitersparnis!

Am Sonntagnachmittag schon gingen alle ihren Tätigkeiten nach:

Unsere beiden Techniker nahmen den Autoclaven (zum Steriliseren unserer Instrumente) in Augenschein und brachten sofort ihre auf der Schulung bei der Fa. Melag gewonnenen Kenntnissse ein. Paul und Ann-Kristin sorgten für Inspektion und Inbetriebnahme der Narkosegeräte, Petra checkte mit Manu und Thorsten den OP und sorgte für Aufbereitung der Instrumente, Julia und ich sahen uns mit Dr. Fidele die vorausgewählten Patienten für die Montags-OPs an. Nein, wir beginnen nicht mehr jedesmal bei null, vieles läuft jetzt nicht schon reibungslos, aber doch schon recht professionell. Erfreulich nach nunmehr 8 Jahren Murunda!

Manu (Emmanuel), Francine, Claire, Dr. Fidel waren zur Stelle und so konnten wir am Montag mit den Operationen beginnen: wieder waren es viele kindliche chronische Knocheneiterungen, die uns vorgestellt wurden und die wir in den kommenden Tagen operierten – für mich ein Zeichen, dass in diesem afrikanischen Vorzeigestaat zumindest in den ländlichen Regionen vieles an medizinischer Basisversorgung weiterhin im Argen liegt, denn diese Erkrankungen sind vermeidbar. Verbrennungskontrakturen, Tumore der Körperoberfläche, Druck-Liegegeschwüre bei Querschnittsgelähmten, frische Verbrennungen, Handchirurgie – jede einzelne Operation richtungsweisend für das Schicksal unserer Patienten.

Und der Steri funktioniert! Auch der Wasserdruck ist dank einer von uns schon vor Jahren mitgebrachten Pumpe konstant. Aber dann: Stromausfall, Anspringen des Generators, dadurch ändert sich das Drehfeld des Generators von rechts- auf linksdrehend. Die Pumpe im Steri läuft verkehrt herum! Doch Tobias weiß Hilfe: durch Vertauschen von zwei Phasen ließ es sich korrigieren, das Drehfeld. So hat Tobi es mir erklärt. Wichtiger aber: unseren örtlichen Partnern, damit sie bei entsprechenden Störungen Hilfe wissen! Wieder sind es Manu und Claire, nicht der Techniker vor Ort – er ist nicht auffindbar – die eingewiesen werden und die Zusammenhänge schnell umsetzen.

Nach zwei, drei Tagen setzt Routine ein: 4 große Operationen am Tag, Visite, Sichten neuer Patienten. Und immer wieder finden auch in den Vorjahren Operierte den Weg zurück zu uns. Teilweise echt bewegend!

Am Samstagnachmittag lud Manu uns zur Taufe seines dritten Kindes ein, kirchliche Tauffeier und die Feier bei ihm zuhause für alle ein großes Erlebnis. So trägt nun ein kleiner neuer Erdenbürger im fernen Ostafrika meinen – seltenen – Vornamen. Welche Ehre!

 

Der Besuch beim Bischof am Sonntag gehört nicht zu den besonders erhebenden Erlebnissen des Einsatzes, in Vielem bestehen doch recht unterschiedliche Vorstellungen, z.B. in Fragen des Personalwesens der Klinik. Bischof Anaclet ist neu in seinem Amt, er ist Nachfolger des Projektmitinitiators Bischof Alexis.

Nach knapp zwei Wochen ein Fahrwell-Abendessen mit Krankenhausmitarbeitern und den – ebenfalls neuen – Priestern der Murunda-Pfarrei, auf deren Pfarrhof sich ja unser „Home Vreden“ befindet, beschlossen den Einsatz. Am Freitag ging´s durch große Tee-und Kaffee-Plantagen in den Nyungwe-National-Park, einen Regenwald mit u. a. freilebenden Schimpansen, die wir nach längerer Wanderung durch den Urwald auch wirklich zu Gesicht bekamen, die scheuen Baum-Kletterer.

Nicht alles läuft wirklich rund in unserem Murunda-Projekt. Aber ohne Zweifel profitieren zahlreiche Patienten zum Teil dramatisch, Ausbildung auf allen Seiten, im OP, bei der Technik, laufen. Pfleger Emmanuel bildet sich ständig fort, für mich weiterhin die Stütze unseres Projektes vor Ort.Das neue Chirurgie-Gebäude wird maximal genutzt.

Mit starken Eindrücken gelangten wir auch diesmal glücklich in der Heimat an, Taxi-Kemper sei gedankt für die Zurverfügungstellung des Fahrzeugs und Michael für seine Fahrdienste Die Abendnachrichten berichten Niederschmetterndes aus dem Jemen – auch eines unserer Einsatzländer.

 

Vreden, den 26.11.2017

Arnulf Lehmköster

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