Teilnehmer

Dr. Martin Schwarz Plastischer Chirurg

Dr. Pius Weisser Zahn, Mund, Kieferchirurg

Dr. Tim Delbeck Anaesthesist

Dagmar Große Wilde Anaesthesie-Pflege

Seit zwei Jahren bestanden die Kontakte und der Austausch mit Prof. Rumstadt, dem chirurgischen Chefarzt des Freiburger Diakonie KH und Martin Schwarz. Seit über zehn Jahren fährt Prof. Rumstadt nach Burkina Faso um dort medizinische Hilfe zu leisten. Ein Kontakt mit dem Architekten Cerre und ein Geschenk des lokalen Häuptlinges zur Landüberlassung auf 99Jahre erwies sich als Glücksfall. Der Architekt, der mit Schlingensief schon das Operndorf in Ouagadougu entwarf entwickelte eine Idee einer Krankenstation die mit einfachen Mitteln die Seele und operativer Hilfe den Körper gesund werden lässt.

Die Idee des Architekten wird analog im Operndorf Afrika beschrieben:

Das 800 qm große Gebäude ist in drei Bereiche gegliedert, mit teils separaten Zu- und Ausgängen, die eine kluge Trennung der Arbeitsbereiche der Station erzielen. Gleichzeitig erlaubt es eine funktionale Nähe zu den allgemeinen Bereichen Administration und Pharmazie. Der Bau nimmt vor allem die soziale Nähe in den Fokus, insbesondere für die Angehörigen der Kranken und die Familien der entbindenden Mütter. Um den gemeinschaftlichen Aspekt nicht nur zu stärken, sondern ihm auch seinen Raum zu geben, integrierte Kéré teilüberdachte, begrünte Höfe für die Familien der Kranken, in denen sie die Möglichkeit erhalten sich aufzuhalten, sich zu treffen und zu kochen. Die begrünten Innenhöfe und die scheinbar zufällige Anordnung zahlreicher Fenster und Öffnungen in verschiedenen Höhen verfolgen dabei noch einen ganz anderen Zweck: Kéré nutzt den Effekt der Ab- und Zuluft, um die Gebäude bei den täglichen Temperaturen von weit über 30 Grad auf eine natürliche Weise zu kühlen. Über zwei begrünte Innenhöfe dieser Krankenstation strömt kühle, vorgefilterte Luft in das Gebäude. Kleinere, innenliegende Höfe erzeugen durch Öffnungen nach oben einen Kamineffekt und transportieren heiße Luft wieder ab – so ließ sich ein natürliches Belüftungssystem schaffen. Durch große Dachüberstände fiel auch auf die Wände keine Sonne.

OP-Ausflug

Zwei Gebäudekomplexe gegenüber mit jeweils zwei Dächern zur großzügigen Beschattung, eine Wasserzisterne mit 165m³ Fassungsvermögen sowie mehrere Kilowatt Solardach lassen die Hitze Burkina erträglich sein und bilden eine nachhaltige Grundlage für den Komplex, der auch landschaftsarchitektonisch abgerundet ist. Das KH ist ins hiesige System eingebunden, leider hat der wohl begnadete Chefchirurg letztes Jahr einen tödlichen Unfall erlitten, aber die zwei sehr erfahrenen und menschlich integren Pfleger führen es fort. Ein junge Chirurgin hat momentan noch Probleme, hier fachlich Schritt zu halten. Unsere Anwesenheit war mit dem Plastisch Chirurgischen Spektrum von LKG, Lappen und Hautplastiken eine willkommene Bereicherung des Spektrums und gab dem Projekt neuen Auftrieb.

Aus den knapp hundert Konsultationen erwuchsen 42 eigene Operationen und zahlreiche, die assistiert wurden. In der Mehrzahl verbrennungsbedingte Kontrakturen an den Armen und Gesicht, aber neben den obligatorischen Lippenspalten auch odontogene Zysten oder ein über 1 kg großer Phylloidestumor einer Frischentbundenen. Immer wieder galt es den Hb zu beachten, denn die allgegenwärtige Sichelzellanaemie und Parasitosen lösten Standard Ausgangs-Hbs von unter 7 mg% aus. Einen zweistelligen HB auch als AusgangsHb haben wir nicht gesehen. Hier hat sich das neu angeschaffte Schnelltestgerät bewährt. HIV-Tests waren praeoperativ Standard, die Inzidenz blieb aber unter 20% und war ein Ausschlusskriterium. Beim Besuch einer lokalen Krankenstation überraschten uns gut geführte Statistiken. Hier war Malaria mit maximal 65 Neuerkrankungen pro Woche führend. Letztes Jahr Meningitis-ausbruch im November und wohl auch eine Gelbfieberepidemie.