Alle drei Projekte in Afrika. die wir regelmäßig betreuen, waren im den ersten 4 1/2 Monaten 2019 bereits Ziele unserer Einsätze:

Ruanda:

Im Februar begleitete unser Techniker Thorsten Huhn ein 5-köpfiges Team der Sektion Stuttgart-Münster nach Murunda in Rwanda. Dr.Dr.Michael Bergermann , Spezialist für Operationen von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten bei Kindern, fand, wie er und Thorsten mir berichteten, in Murunda ideale Verhältnisse zum Operieren vor, zumal ihn der auf Kinderanästhesie spezialisierte Dr.Herbert Bauer begleitete. Ich bin natürlich glücklich, dass der Einsatz – alle technischen und strukturellen Wege konnten durch Thorsten geebnet werden – erfolgreich verlief und das Team im nächsten Jahr seine Arbeit dort fortsetzen will. Eine wahrlich wertvolle Ergänzung des von uns in Murunda angebotenen Operationsspektrums! So rentieren sich unsere Investitionen in Murunda umso mehr, ganz abgesehen von den Kindern, die nun in Murunda, weitab der Hauptstadt Kigali, operiert werden können. Zur Zeit läuft wieder ein finanzielles Förderprogramm: Absicherung eines Hanges innerhalb des Klinikgeländes, der bei den oft starken Regenfällen instabil zu werden droht; Installation einer Blitzschutzanlage für das Chirurgiegebäude; Förderung von Fortbildungen für das Klinikpersonal.

Der nächste Einsatz in Murunda steht für den November d.J. fest. Wir sind gespannt auf das 10-jährige Jubiläum dort. Vorher wird noch ein Team von Medizintechnikern dorthinfliegen, um die Anästhesie-Geräte zu warten.

Team

 

Lippenspalte vor OP

 

Lippenspalte nach OP

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Uganda:

Ein vierköpfiges Team unserer Sektion ist am Sonntag, dem 7.April, von gut zweiwöchigem Einsatz im Kamuli-Mission-Hospital, Uganda zurückgekehrt.

Teammitglieder:

Karsten Walter, Anästhesist, Borken Ursula Schoppen-Beeke, Anästhesie-Schwester, Reken Silvia Geling, OP-Schwester, Vreden Dr.Arnulf Lehmköster, Plastischer Chirurg und Teamleiter, Vreden

Es war nun schon der fünfte Einsatz unserer Sektion in Kamuli. Herzliches Wiedersehen mit vielen alten Bekannten, insbesondere Rose, der leitenden Chirurgie-Schwester, die uns im vergangenen Sommer in Deutschland besuchte. Dr.Moses, mit dem ich schon viele Male in Uganda zusammen operiert habe und der mich als „rechte Hand“ im letzten Herbst nach Rwanda begleitet hatte, war nur an einem Tag mit im OP. er absolviert zur Zeit eine Weiterbildung in Kampala. Seine beiden jüngeren Kollegen, Dr. Emmanuel und Dr. Bonny, arbeiten fleißig, sodass sie am Ende der zweiwöchigen Operationen viele Basistechniken bereits beherrschten: freie Hautverpflanzungen, Lösen von Verbrennungskontrakturen usw. Im Team – Silvia ist ja von Anfang an, 1998, dabei; das neue Anästhesieteam erledigte seine Aufgaben souverän – konnten wir so über 40 große, d.h. mehrstündige Operationen durchführen, viele Kinder darunter: Entfernung großer Tumoren der Körperoberfläche, Deckung frischer Verbrennungswunden, Lösen von funktionseinschränkenden Verbrennungsnarben (Kontrakturen) und Deckung mit Vollhauttransplantaten bzw. lokalen Lappenplastiken waren unsere hauptsächlichen Operationen. Die vielen kindlichen Knocheneiterungen wie in Rwanda sehen wir in Uganda nicht.

Unvergessen ist uns allen ein 10-jähriger Junge, kachektisch, präseptisch, der aus Jinja zu uns verlegt wurde. Ein Auto ist ihm über beide Oeberschenkel gerollt, hat beide Oberschenkelknochen zertrümmert und die Haut an beiden Oberschenkeln mitgenommen. Wir haben ihn zu operieren begonnen, die Ärzte vor Ort führten die Operationen fort. Und es geht ihm gut, er beginnt zu laufen, die Oberschenkel sind geschlossen, wie Bilder, die sie mir schickten, zeigen!

So gingen die neun OP Tage rasch dahin, meist 10 Stunden am Tag wurde operiert. Die Hitze, auch im OP, war groß. Unsere Partner in Uganda sehen die steigenden Temperaturen als Folge des Klimawandels.

[ngg src=“galleries“ ids=“10″ display=“basic_slideshow“]Am freien Sonntag – am Samstag wurde gearbeitet – stand ein Ausflug zum nahe gelegenen Nil-Wasserfall, den Itanda-falls, zusammen mit unseren örtlichen Mitarbeitern auf dem Programm. Besonders unsere ugandischen Freunde hatten Riesenspaß an dem Ausflug, für viele war es das erste Mal zu den spektakulären Wasserfällen.

Den Abschluss bildete ein eintägiger Ausflug in den Queen-Elizabeth-Nationalpark im Südwesten des Landes mit einer imposanten Tierwelt: Elefanten, Hippos, Antilopen, Hyänen, Löwen…

In 2018 mussten wir unseren Einsatz nach Kamuli absagen wegen kurzfristig errichteter Hürden seitens der Behörden. Diesmal klappte die Einreise – zwar nach aufwändigen Vorbereitungen, aber immerhin – problemlos. So konnten wir endlich die mit Spendenmitteln der hiesigen Region frisch renovierte Surgical Ward in Augenschein nehmen: eine Chirurgiestation (fast) wie in Deutschland! Allen Spendern an dieser Stelle nochmals ein dickes Dankeschön, auch dem St.-Agnes-Hospital Bocholt, welches die Betten zur Verfügung stellte.

Und zwischen den Einsätzen?

Da gibts jede Menge zu tun: etwa 8 Wochen vor jedem Einsatz ist erstes Treffen im Lager in Ammeloe, welches seit vielen Jahren Familie Bröcking uns zur Verfügung stellt. Eine erste Auswahl dessen, was wir mitnehmen, wird aus Lagerbeständen zusammengestellt, was fehlt, wird hinzugekauft. 3-4 Wochen vor dem Einsatz dann Schlusspacken und Erstellen der Packlisten, die heute meist unseren Einsatzländern vorab zugesandt werden muss. Die Flüge sind zu diesem Zeitpunkt längst gebucht, auch die Einsatzanmeldung für BG, Versicherungen sind getätigt. Meist gehen die Afrikaflüge ab Brüssel, Thorsten oder einer seiner Freunde fahren uns regelmäßig hin, den Kleinbus stellen günstig Taxi Kuhlmann oder Taxi Kemper zur Verfügung. Wenns mit kleinem Team losgeht, stellt uns das Gesundheitszentrum Vreden einen VW-Bulli. Danke allen auch dafür!

Nach dem Einsatz gibts wieder viele Schreibarbeiten, die Instrumente müssen für den nächsten Einsatz gereinigt und gewartet werden.


 

Eritrea:

Als letztes unserer afrikanischen Einsatzländer stand jetzt Eritrea an. Seit 20 Jahren sind wir dort aktiv! Wolfgang Bertelmann, OP-Pfleger aus Stadtlohn/Vreden und Dr. Lehmköster/Vreden als Plastischer Chirurg und Teamchef arbeiteten vom 27.4.-09.05. wieder für die war disabled. Wieder waren es in erster Linie Dekubital(Druck-Liege-)Geschwüre bei Querschnittsgelähmten, die es mit Muskellappenplastiken zu versorgen galt. Ein gewisser Wandel bei den Patienten ist zu spüren: immer mehr Querschnittsgelähmte , deren Lähmungen nicht Kriegsfolge sind, werden uns vorgestellt.

An 26 Patenten führten wir an 9 OP-Tagen 37 Operationen durch, größtenteils wieder Muskellappenplastiken im Beckenbereich. Dank gebührt vor allem den Mitarbeitern des Halibet-Hospitals/Burn unit. Und damit auch dem Hammer Forum, die uns den von Ihnen finanzierten OP wieder zur Verfügung stellten. Desbelle, der Chirurg, Zion, Froyni und Lydia als OP-Schwestern waren vom OP-Team auch am 1.Mai und am Samstag zur Stelle ebenso wie die Anästhesie unter Giddey. Ohne sie hätten wir – wir waren ja nur ein Zwei-.Mann-Team – unsere Arbeit nie geschafft! Für mich immer wieder faszinierend, mit welch hohem Können die Bachelor-Nurses – sowohl Desbelle als Chirug als auch Giddey als Chefanästhesist sind keine Ärzte, sondern universitär ausgebildete Nurses(Pflegekräfte) – ihre Arbeit verrichten.

Dr.Haile und Rezene von der war-disabled Assoziation waren wie immer Organisatoren, Helfer, Fahrer….Und die Mitarbeiter im Hospital des Denden-Camps, allen voran der engagierte Pfleger Samiel, führten die Nachsorge in gewohnter Weise gewissenhaft durch.

Etwas besonderes erlebten wir am freien Sonntag, nämlich den Besuch in einer ganz in privater Initiative geführten Molkerei auf dem Lande. Holsteiner Kühe geben Milch, die zum Teil zu Joghurt und sehr leckerem Käse weiterverarbeitet wird.

Den Abschluss bildeten wieder das farewell-dinner mit allen Mitarbeitern und die obligatorischen Kaffezeremonien im Halibet-Hospital und Denden-Camp.

Nach 20 Jahren regelmäßiger Einsätze in Eritrea ist die Zahl der großen Druck-Liege-Geschwüre deutlich zurückgegangen. Wir werden uns in Zukunft einem weiteren Gebiet, ähnlich wie in Ruanda, zuwenden, dem der chronischen Knocheneiterungen.

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Und wie hat sich Eritrea in den letzten 20 Jahren entwicklet?

Ein Riesenschritt ist zweifelsohne der nunmehr ratefizierte Friedensschluss mit Äthiopien. Die Grenzen sind offen, ein reger Warenaustausch hat begonne. Viele Eritrer besuchen ihre Verwandten in Addis.

In Asmara selbst sehe ich in den 20 Jahren, die ich nun regelmäßig dort bin, keine Veränderungen, vielmehr nimmt der Verfall der alten, schönen, Bausubstanz zu. Desgleichen die Vermüllung der Straßenränder außerhab der Hauptstadt mit Plastik.

All unsere Einsätze einschließlich zum Teil sehr hochwertiger Verbrauchsmaterialien konnten wir wieder finanzieren durch die Spenden aus der hiesigen Bevölkerung. Dank an alle Spender, die uns unser Tun erst ermöglichen!

Dr.Arnulf Lehmköster Chefarzt a.D. Interplast-Germany Sektion Vreden

P.S.:

zwei Anekdoten am Rande seien vermerkt:

Nach Eritrea reisten wir mit kleinem zweiköpfigem Team, ab und später bis Essen mit der Deutschen Bahn. Auf der Hinfahrt war der Intercity zum Flughafen Frankfurt sehr voll und wir hatten unsere liebe Not, unsere insgesamt 6 23-Kg-Gpäckeinheiten im Zug zu verstauen. Meinte der vorbeikommende Schaffner – der uns letztendlich doch beim Verstauen half – besser wäre es, nur mit Handgepäck zum Flughafen zu reisen, wie im Flieger, in dem ja auch nur Handgepäck erlaubt sei.

Will sich die Bahn als Zubringer zum größten deutschen Flughafen selbst disqualifizieren?

Auf der Rückreise hatten wir immerhin auch noch neben unseren privaten Koffern zwei Transportboxen. Um vom Bahnsteig zum Ausgang zu kommen, benutzten wir den Aufzug. Wir brachten zunächst unsere beiden Koffer an den Aufzug, dann zurückgesprintet zu den beiden Boxen. Wir hatten diese gerade erreicht, erschall aus dem Lautsprecher die Aufforderung an „die Besitzer der Transportboxen auf Gleis 1“ „sich unverzüglich zu diesen zu begeben“, „da sie ansonsten abtransportiert“ würden. Da hatte man uns also in der Kameraüberwachung beobachtet, wollte Personal zum Abtransport stellen, aber nicht etwa zur Hilfe. Transporttrolleys sind auf dem Essener Bahnhof seit Jahren abgeschafft.