10 Jahre währt jetzt schon unser Projekt im Nord-Westen Ruandas. Das von uns finanzierte Chirurgie-Gebäude wird seitens unserer Partner maximal genutzt. Eine sicher lohnenswerte, extrem sinnvolle Investition! Wenn ich dann in einer deutschen Zeitschrift („Bilanz“, 4/2018) lese, das Paul Kagame (Präsident Ruandas) beklagt, dass deutsche NGOs Gelder „an der Regierung vorbei“ ins Land geben, aber „dann nichts über Einzelheiten des Projekts erfahren“, sodass „letztendlich die Spenden nicht sinnvoll eingesetzt wurden“, muss ich ihm widersprechen und vorhalten, dass er unser Projekt offenbar nicht kennt.

Die Blitzschutzanlage ist installiert, die Absicherung des Hangs erfolgt.

Noch bei keinem Einsatz zuvor haben wir soviele so schwere Fälle operiert. Zum einen liegts daran, dass unsere Tätigkeit nach 10 Jahren hohe Wertschätzung erfährt. Zum anderen waren Ärzte des Murunda-Hospitals wenige Wochen vor unserem Einsatz zur Fortbildung, finanziert durchs deutsche BMZ, an der Universitätsklinik in Kigali. Patienten, die dort mangels Equipments oder know-hows nicht hatten versorgt werden können, wurden dann zu uns nach Murunda verlegt. So konnten wir einem jungen Mann mit Trümmerfraktur des Unterschenkels und freiliegendem Knochen durch Anlage eines sog. Fixateur extern und Deckung des Defekts durch Muskellappenplastik helfen, einer jungen Frau Ihren Arm nach Verbrennungen transplantieren – ein Eingriff, der in Deutschland in einer Verbrennungsklinik durchgeführt würde.

Beglückend immer wieder die Vorstellung von Patienten des Vorjahres, denen unsere Operationen ihr Leben zum Teil dramatisch verbesserten. Ein kleines Mädchen, deren Arm durch Verbrennungsnarben am Oberkörper angewachsen war,hebt nun beide Arme, umarmt uns….

Nach 9 OP-Tagen waren über 50 Operationen durchgeführt. Erste Verbandswechsel zeigten gute Heilungen, täglich kommen jetzt Bilder erster OP-Ergebnisse. Wenige Wunden heilen nicht primär, sodass wir gemeinsam weiteres Vorgehen besprechen können. Offene Knochenbrüche, nach wie vor eine hohe Zahl an Kindern mit schweren Knocheneiterungen, Verbrennungskontrakturen, viele chronisch offene Wunden…. Unterstützt wurde unser bewusst kleines Team durch ein engagiertes Team örtlicher Ärzte und Schwestern. Francine, Anästhesie-Schwester und Dr. Theo waren eigens zurück nach Murunda gekommen, um die zwei Wochen mit uns zu arbeiten. Für uns große Hilfe, für sie ein hoher Zugewinn an Kenntnissen und Erfahrung. Das ist Entwicklungshilfe!

Unsere Techniker einschließlich Hans-Jürgen (Anästhesist) hatten am Ende alles geschafft: der Gleichrichter ist in Betrieb genommen, Sauerstoff-Generator und Narkosegerät laufen wieder einwandfrei, der moderne Steri ist gewartet. Thorsten und Hans-Jürgen hatten sich in Deutschland eigens beim Hersteller in die Reparatur des Sauerstoffgenerators einweisen lassen.

Eine kleine Feier zum „10-Järigen“ nahm ich u.a. zum Anlass, die Landrätin auf das nach wie vor ungelöste Problem zuverlässiger Wasserversorgung der Klinik hinzuweisen. In einem Land, in dem es übers Jahr täglich ergiebige Niederschläge gibt, sollte die Trinkwasserversorgung funktionieren – natürlich nur, wenn die Infrastruktur gebaut wird! Kigali, die Hauptstadt, so sagte ich ihr, zeigt, dass durchaus einiges an Geld im Land ist – gutes Straßennetz, ein Hochhaus nach dem anderen – , in der Klinik müssen wir uns vor der OP die Hände mit Wasser nicht aus dem Wasserhahn, sondern aus herbeigeschleppten Eimern waschen, um dann Patienten, die in der Hauptstadt nicht versorgt werden können, zu operieren. Das sind Probleme, deren Lösung allein in ihren eigenen Händen liegt. Ob sie sich´s zu eigen macht?

Am freien Sonntag holte mich Father Theodore, ein ehemaliger Kaplan der Murunda-Pfarre, jetzt Pfarrer in Kabaya, ab. Begleitet von Petra und Elke verbrachten wir einen spannenden Tag in seiner Pfarre. Die jugendlichen Trommler während der Messe faszinieren jedesmal neu, die Herzlichkeit und Offenheit der Menschen ebenso. Theo zeigte uns Schulgebäude in seiner großen Pfarrei, die dringend ein neues Dach, neue Fenster, Tafeln, Schülerpulte benötigen. Vielleicht liest diese Zeilen jemand, der sich zum Sponsoring berufen fühlt….

Während unseres Aufenthaltes hatte ich mich mit einem Techniker einer Fachfirma aus Kigali verabredet. Nun liegt ein Angebot für eine moderne Versorgung des Hospitals mit Solarenergie und, für den Notfall, mit Gasgenerator vor.

So verflogen die Tage wieder. Abholung vom Flugplatz und Rückbringung sind nun seitens unserer Partner und Freunde in Kigali gut organisiert. BrusselsAir war nicht nur wieder pünktlich und sicher – ebenso Willy, unser Fahrer hier -, die Gesellschaft hat uns auch wieder einen Teil des Geldes fürs Übergepäck erlassen. Danke dafür allen!

„Murakose cyane“, ein herzliches Dankeschön an unsere ruandischen Partner und „wilirwe“, bis bald, bis nächstes Jahr!

Dr.Arnulf Lehmköster

Teilnehmer:
Thorsten Huhn, Vreden, Wasser-Techniker und OP-Helfer; Fabian Hoheisel, Detmold, Elektriker (Elektriker ohne Grenzen); Dr.Hans-Jürgen Rapp, Heidelberg,Anästhesist; Elke Te Vruegt, Stadtlohn, Anästhesie-Schwester; Petra Wansing, Borken, OP-Schwester; Dr. Arnulf Lehmköster, Vreden, Plastischer Chirurg und Team-Leiter